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Titel618

Bemerkungen

Hawkings Tod und die FAZ

Selbstverständlich wurde Stephen Hawking nach seinem Tod Mitte März auch von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gewürdigt. Er sei einer der »größten Wissenschaftler aller Zeiten« gewesen, hieß es da. Vom Urknall, vom Ursprung des Kosmos, war in mehreren Artikeln die Rede, vom Weltall und den schwarzen Löchern, Themen, zu denen er erfolgreich geforscht habe.

 

Sogar zu einer Kultfigur sei er geworden, habe in Filmen mitgewirkt wie »Star Trek« und in der US-Zeichentrickserie »Die Simpsons« sogar mit Homer Simpson ein Bier getrunken, und seine Stimme vom Sprachcomputer sei auf Alben der britischen Rockband Pink Floyd zu hören. Man erfuhr in der FAZ, dass Stephen Hawking – Zufälle gibt´s – genau 300 Jahre nach dem Tode von Galileo Galilei geboren wurde und am 139. Geburtstag von Albert Einstein verstarb.

 

Allerdings nicht erwähnt war etwas, worüber die FAZ sich 2015 mächtig erregt hatte. Damals hatte Stephen Hawking in einem Gespräch mit Wissenschaftlern auf der US-Website reddit erklärt, die Professoren sollten ihre Studenten ermutigen, nicht nur über die Schaffung einer Künstlichen Intelligenz (KI) nachzudenken, sondern auch darüber, wie man ihren Nutzen für die Allgemeinheit sichern könne. Das Forschungsziel für Künstliche Intelligenz sollte darauf gerichtet sein, »nützliche Intelligenz« zu schaffen, von der alle profitieren.

 

Alle Menschen sollen am Nutzen der Künstlichen Intelligenz teilhaben? Darüber musste sich die FAZ aufregen. Und als dann in einer weiteren Frage das Problem des Zusammenhangs von KI und »technologischer Arbeitslosigkeit« auftauchte, war kein Halten mehr.

 

Unter der Schlagzeile »Kapitalismus macht Stephen Hawking Angst« hieß es am 15. Oktober 2015 in der FAZ, diese »teilweise sehr wissenschaftliche Diskussion« trage »durchaus auch absurde Züge«. Der Physiker habe »eine neue Angst entdeckt: den Kapitalismus« und ein »Klischee« bestätigt. »Hawking warnt davor, dass mit der zunehmenden Automatisierung der Arbeit auch die ökonomische Ungleichheit in der Welt zunehmen könne«, heißt es zusammenfassend im Blatt. »So seien die reichen Besitzer der produzierenden Roboter möglicherweise immer weniger bereit, ihren schnell wachsenden Wohlstand mit anderen zu teilen. Währenddessen würden die Armen immer ärmer, da ihnen durch die Roboter-Konkurrenz der Zutritt zum Arbeitsmarkt verwehrt bliebe.«

 

Dann zitierte die Zeitung die entsprechende Passage von Hawking im Wortlaut: »Wenn Maschinen all das herstellen, was wir brauchen, wird das Ergebnis davon abhängen, wie diese Dinge verteilt sind. Jeder kann ein Leben voll luxuriösen Müßiggangs führen, wenn der von den Maschinen produzierte Wohlstand geteilt wird, oder aber die meisten Menschen könnten erbärmlich arm werden, wenn die Besitzer der Maschinen erfolgreich gegen eine Verteilung des Wohlstands vorgehen.« Bis jetzt gehe der Trend in Richtung der zweiten Option, so der Wissenschaftler, »weil die Entwicklung der Technologie zu ständig steigender Ungleichheit führt«.

 

All das konnte die FAZ so nicht stehen lassen, verurteilte es als klischeehaft und absurd und formulierte als Resümee, Stephen Hawking »fürchtet die künstliche Intelligenz – aber noch mehr den Kapitalismus«. Doch in seinen Nachrufen wollte das Blatt offenbar keine schlafenden Hunde wecken und erneut auf dieses für die Zukunft der Menschheit wichtige Thema eingehen. Stephen Hawking hatte dessen große Bedeutung begriffen, aber die FAZ will und kann die simple Erkenntnis eines »der größten Wissenschaftler aller Zeiten« und von Abermillionen Menschen offenbar nicht einsehen: Nicht der technologische Fortschritt ist die Bedrohung, sondern der Kapitalismus.                     

 

Horst Schäfer

 

 

 

Regierungserklärung

Liebe Bürger, links bis rechts

sowie beiderlei Geschlechts,

folgt ergeben, froh und still

der Regierung, die euch leitet.

Denn ein Volk, das Volksentscheide will,

gleicht einem Pferd, das auf sich selber reitet.                                           

 

Günter Krone

 

 

 

Rentner fordern höhere Bezüge

Zehntausende Rentner haben am 17. März in ganz Spanien für höhere Renten demonstriert. Die Forderungen wurden von den Gewerkschaften Comisiones Obreras (CCOO) und Unión General de Trabajadores (UGT) unterstützt. Auf den Schildern und Transparenten der Demonstranten war zu lesen: »Ich bin Rentner, kein Idiot!« und »Diebe – sie stehlen uns die Renten«. Der Protest der Rentner stand unter der Losung »Würdevolle Rentenzahlung«. Der Ministerpräsident Marino Rajoy und seine konservative Regierung hatten die Renten für 2018 um 0,25 Prozent angehoben. Die Inflationsrate lag 2017 bei zwei Prozent, was für die Rentner eine deutliche Minderung der Kaufkraft bedeutet. Spaniens bürgerliche Presse bezeichnet die Proteste der Rentner als »marea gris« – graue Flut.

 

Ob die Demonstrationen etwas bewegen können, ist fraglich. Noch ist der Haushalt im Parlament allerdings nicht verabschiedet. Rajoy und seine Partido Popular (PP) könnten die Rentner als Sympathisanten gut gebrauchen. Nach einer Umfrage der Tageszeitung La Vanguardia würde jetzt bei einer Parlamentswahl die PP von derzeit 137 Sitzen nur noch 92 bis 94 Sitze erringen. Die bürgerliche Partei Ciudadanos rückt auf und bekäme nach 32 Sitzen bei der letzten Wahl nun 91 bis 93 Sitze. Die Partido Socialista Obrero Español (PSOE) bliebe bei ihren 85 Sitzen. Die Protestpartei Unidos Podemos würde Sitze verlieren, nach 71 Sitzen könnte sie jetzt nur noch mit 52 Parlamentssitzen rechnen.

 

Karl-H. Walloch

 

 

 

Theater der Beliebigkeit

Shakespeares »Sturm« ist ein bühnenwirksames Stück, für das sich das Publikum auch heute noch interessieren lässt: Der Kolonialismus, der zu Shakespeares Zeit und im »Sturm« den Hintergrund bildet, hat bis in die Gegenwart seine Spuren hinterlassen. Die intriganten Akteure Shakespeares aus den Königsdramen finden sich im »Sturm« auch auf der Ebene der Subalternen. Shakespeare nimmt mit diesem Stück Abschied von der Bühne; so kommen die Themen des Alterns und damit verbundener Resignation hinein.

 

Was macht das Hamburger Thalia-Theater nun aus diesen Möglichkeiten? Zunächst einmal wird viel weggelassen – zuallererst der Seesturm, den der Zauberer Prospero (Barbara Nüsse) entfesselt hat. Er erwähnt ihn später im Gespräch mit seiner Tochter Miranda (Maja Schöne). Es dauert nicht lange – nämlich nur, bis er ihr die Geschichte ihrer Herkunft berichtet hat –, da erklingt Leonard Cohens »You Want It Darker«, und nun rückt Shakespeares Text in weite Ferne. Die Handlung, sofern sich überhaupt noch von einer solchen sprechen lässt, findet in einem Schuhkarton-Haus statt, das aus zwölf Räumen auf drei Etagen besteht. Dort wird Akrobatik jeder Art betrieben, durch Lücken in den Trennwänden gekrochen, sich gedehnt und gereckt; zwischendurch zieht sich ein Mann die Hose aus und wird von einem anderen von hinten genommen. Während der ganzen Zeit wird Englisch gesungen; dazu erscheinen, wie in der Oper, Übertexte. Wenn nicht gesungen wird, dann wird meistens schwer geatmet. Dazu Videos in einer Massivität, als ob das Medium für das Theater gerade erst entdeckt worden wäre.

 

Die Inhalte sind beliebig und wechseln ohne erkennbaren Zusammenhang: Das Gefühl, nicht lebendig zu sein, Ölpest, Bankenrettung, gesellschaftliche Isolation, getötete Kinder, Selbstbefriedigung, fehlendes politisches Engagement, und so geht es munter weiter – gern auch in einem Wir-Duktus, hinter dem sich ein anklagendes Ich verbirgt. Das führt zu einem solchen Grad der Beliebigkeit, dass sich die Frage stellt, weshalb die Aufführung überhaupt wieder auf den Shakespeare-Text zurückkommt: Ein Grund ist, dass sich aus der – ohne jeden Hintergrund aufgegriffenen – Miranda-Ferdinand-(Jan Plewka)-Handlung eine kleine kitschige Schnulze basteln lässt. Ferner muss irgendwann erklärt werden, wer der abgerissene Mann ist, dem eine Mahlzeit vorgesetzt wird. Also redet Prospero ihn als Gonzalo (Sebastian Rudolph, für Karin Neuhäuser) an und rezitiert einige Verse. Auch muss das wilde Treiben schließlich auch zu einem Ende kommen, das nicht allzu abrupt geraten soll: So darf Prospero dann auch Teile seines Schlussmonologs vortragen; dabei kann dann auf den 4. Akt zurückgegriffen werden, wo sich das berühmte Zitat findet: »Wir sind der Stoff, aus dem die Träume sind« (vereinfacht).

 

Das offensichtlich event-orientierte Publikum applaudierte anhaltend und zum Teil begeistert. Es waren aber auch einige »Buhs« zu hören.      

 

Lothar Zieske

 

 

 

Angriffslustig und messerscharf

»Ausstieg aus der NATO« – ein Titel, der auf den ersten Blick irritiert. Man brauche ein militärisches Bündnis gegen einen Aggressor, heißt es sofort von Seiten der Politik auf die provokative Forderung. Doch wer ist der Aggressor? Vielleicht die NATO, die mit ihrer Osterweiterung selbst zu einem Sicherheitsrisiko geworden ist?

 

Rolf Hochhuth, der sich als Schriftsteller stets kritisch und lautstark auch in die Politik eingemischt hat, beobachtet seit langem diese Entwicklung mit Sorge und legt beherzt Veto ein. In einem offenen Brief an die Bundeskanzlerin und den Bundespräsidenten (damals noch Gauck) erinnerte er mit scharfen Worten an die Provokationen der NATO in Richtung Moskau in den letzten Jahren. Anschließend spricht er in dem Gedicht »Finis Germaniae« die Befürchtung aus, dass Deutschland als »trojanischer Esel der NATO« von den Amerikanern vorgeschickt wird. Doch Deutschland dürfe sich an der neuen Kriegstreiberei nicht beteiligen – vielmehr sollte man ein klares Zeichen setzen, und das heißt: Raus aus der NATO! Eine Antwort erhielt Hochhuth nicht.

 

In der Textsammlung finden sich noch weitere Essays, Betrachtungen und Analysen aus den letzten Jahren – immer angriffslustig und messerscharf. Dabei ist die Themenvielfalt beeindruckend: von »Demokratie hat die Künste vernichtet« bis zu »Einheit – immer auch eine Gefahr«, dargestellt an »eklatanten« Beispielen der deutschen und europäischen Geschichte. Neben dem tagespolitischen und gesellschaftlichen Geschehen widmet sich Hochhuth auch der Kultur, besonders der Literatur und dem Theater. Und so ist seine fast unnachgiebige Auseinandersetzung »Wasser und Godot« mit Samuel Beckett allein schon von der Textlänge wohl das Herzstück dieser Auswahl. »Beckett war persönlich der liebenswerteste Zeitgenosse«, aber in seinem Stück habe er die »Kaputtmacher« leider verschont und sogar ignoriert. Versöhnlicher, ja voller Bewunderung dagegen der Nachruf auf Dieter Hildebrandt (»Gründer unserer politischen Kunst«). Aber selbst hier die verständliche Wut, dass der Kabarettist am Ende aus dem Fernsehprogramm geschmissen wurde. Eingebettet in diese Scharmützel, die häufig den Leser zum Disput auffordern, wurden einige kleine Gedichtzyklen in der für Hochhuth typischen Doku-Lyriksprache. Ob Venedig, Erotik, Carmen oder Gedichte zur Geschichte – die Palette ist breitgefächert, wobei sich der Autor auch hier kampflustig zeigt.

 

»Ausstieg aus der NATO« ist das Arbeitsjournal eines streitbaren, mitunter querulanten Zeitgenossen, der mit seinen Texten unangenehme Nadelstiche in die Schwachstellen unserer Gesellschaft und ihre eingefahrenen Denkweisen verteilt. Hochhuth nimmt kein Blatt vor den Mund, immer in beeindruckender Sprache. Eine Lektüre, die zum Nachdenken und vielleicht auch zum Widerspruch herausfordert.

 

Manfred Orlick

 

Rolf Hochhuth: »Ausstieg aus der NATO – oder Finis Germaniae«, Verlag zeitgeist Print Online, 312 Seiten, 24,80 €

 

 

 

Einblicke in ein isoliertes Land

Reise- und Sicherheitshinweis des Auswärtigen Amtes, Berlin, Stand 16. Februar: »Von nicht erforderlichen Reisen in die Demokratische Volksrepublik Nordkorea wird dringend abgeraten. Deutschen Staatsangehörigen, die sich dennoch weiter in Nordkorea befinden, wird dringend empfohlen, sich in die Krisenvorsorgeliste einzutragen.«

 

Rüdiger Frank, 1969 in Leipzig geboren, bereist Nordkorea seit 1991/92 regelmäßig. Damals verbrachte er ein Sprachsemester an der Kim-Il-Sung-Universität in Pjöngjang. Heute ist er Professor für Wirtschaft und Gesellschaft Ostasiens an der Universität Wien und Leiter des dortigen Instituts für Ostasienwissenschaften. Mit den Jahren wurde er ein gefragter Nordkorea-Experte, dessen Rat auch von Regierungen gesucht wird. Seit einiger Zeit begleitet er ein-, zweimal im Jahr kleine westliche Reisegruppen in das auf dem nördlichen Teil der Koreanischen Halbinsel gelegene Land.

 

Aus Nordkorea dringen nur wenige Nachrichten heraus, zumeist über Menschenrechtsverletzungen, über Versorgungskrisen und vor allem über seine Atom- und Raketenversuche und den daraus resultierenden, in scharfer Rhetorik ausgetragenen Spannungen und Konflikten mit seinen regionalen Nachbarn und den USA.

 

Zuletzt aber gab es zwei überraschende Wendungen: An den XXIII. Olympischen Winterspielen (8. bis 25. Februar) in der südkoreanischen Region Pyeongchang, an denen Nordkorea überraschend mit zehn Athleten in vier Disziplinen teilnahm, davon sieben Männer und drei Frauen, die gemeinsam mit den südkoreanischen Sportlern bei der Eröffnung der Spiele ins Stadion einzogen. Die andere Wendung war noch verblüffender: Nordkoreas Diktator Kim und USA-Präsident Trump wollen sich treffen, wollen miteinander reden.

 

Nordkorea ist der isolierteste Staat der Erde mit »einem miserablen internationalen Ansehen«, so Frank. »Unverdient ist dieser Ruf nicht, doch er trübt auch unsere Wahrnehmung.« Wer trotz aller Bedenken dorthin fahre, erlebe »ein Land mit Menschen, die eine Menge Humor haben und auch zur Selbstironie fähig sind«. Spontane und individuelle Besuche sind allerdings so gut wie unmöglich: »Der Weg der Touristen nach Nordkorea führt unweigerlich über ein staatliches Reisebüro.«

 

Für diese Abenteurer hat Frank nun eine Art Reiseführer veröffentlicht. Aber auch »für die vielen, die sich zwar für das Land interessieren, eine Reise aber aus guten Gründen ausschließen«. Für sie alle fasste Frank seine Erfahrungen zusammen, informiert sie über Risiken und Formalitäten, über das, was sie bei der Ein- und Ausreise erwartet, über landestypische Eigenheiten, über Alltag und Kultur. Und er gibt Tipps, welche Orte sie besichtigen können und welche sie besichtigen müssen. Für Frank ist aber auch nach einem Vierteljahrhundert eine Reise nach Nordkorea immer noch in vielerlei Hinsicht eine Gratwanderung zwischen »Angst und Neugier, Wut und Mitgefühl, Paranoia und Vertrauen, Euphorie und Frustration«.

 

Wer sich jetzt »trotz alledem« – auch die »Gewissensfrage«, ob man in ein diktatorisch regiertes Land überhaupt als Tourist reisen soll, erörtert Frank – für eine Reise nach Nordkorea interessiert, dem sei zusätzlich Franks 2014 erschienenes Buch »Nordkorea: Innenansichten eines totalen Staates« empfohlen, das mit seiner Darstellung der Geschichte, der Ideologie sowie des politischen und wirtschaftlichen Systems diesen Reiseführer ergänzt.

 

(Übrigens, hätten Sie darauf gewettet, dass der am 9. September 1948 proklamierte Staat Nordkorea die UdSSR und die DDR überdauern würde?)                                   

 

Klaus Nilius

 

 

Rüdiger Frank: »Unterwegs in Nordkorea«, DVA, 352 Seiten, 20 €

 

 

 

Unsere Zustände

Die Vergangenheit ist die einzige Zeit, die sich voraussagen lässt.

 

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Je misslungener der Braten, umso verlogener die Tischreden.

 

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Die neue deutsche Regierung steht nackt da und ruft: Greift uns in die Taschen!

 

Wolfgang Eckert

 


 

 

Zuschriften an die Lokalpresse

Ick bin ja sowat von froh, det sich die Sache mit de GroKo nu endlich jeklärt hat! Lange jenuch hats ja jedauert, aba nu is endlich een anderet Streitthema dranne, und zwar der Text von unsere nazionale Hymne. Da hat doch die Jleichstellungsbeauftrachte von unsere Bundesrejierung, die Frau Rose-Möhring, festjestellt, dass der Text nich »jeschlechtsneutral« is, von wejen »Vaterland« un »brüderlich«. Sie hat ooch jleich Vabesserungsvorschläje aus`m Jelenk jezaubat, un det löste in de Medien wieda een halben Schkandal aus, in den sich sojar unsre olle neue Bundesmuddi einjeschaltet hat. Un wose recht hat, hatse recht. Ick finde aba, so einfach mit »ja« oder mit »nee« kann man det nich abhaaken. Immerhin hat der olle Heinrich Hoffmann von Fallersleben schon 1841 den Text in een Poesie-Album jeschrieben, un er hat sich dabei wat jedacht. Un der Papa Haydn hat een cool`n Saund dazu jeliefert, wenn ooch ohne Paukenschlach. Un jewidmet war det Janze dem österreichischen Kaiser Franz dem Zwooten. Später wurde dran rumjefummelt, aba man weeß ja, wat dabei rausjekomm` is. Da war det jut, dass der Richard von Weizsäcker, als er mal unsa Präsident jewesen war, jesacht hat, de dritte Strophe könn` wa weiter als unsre Hymne sing`. Sonst wäre valleicht noch »Anmut sparet nich noch Mühe« det bundesvereinichte deutsche Volkslied jewor`n, un det jing ja nu wirklich nich. Nu sollte man det dabei lassen, un Frau Rose-Möhring kann ja ihre neue Fassung sing`, wenn se unbedingt will, aba leise. Uf die Variante »Gott erhalte, Gott beschütze uns`re Muddi Ändschela« is ja Jottseidank noch keener jekomm. – Lieschen Müller (76), Zugehfrau, 12627 Berlin-Hellersdorf

 

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Die Berliner Woche vom 14. Februar tritt für mehr Leihfahrräder ein und gibt zugleich zu bedenken, dass diese nach der Benutzung irgendwo auf Bürgersteigen, auf Plätzen, vor Haustüren, an Straßenbäumen oder sonstwo im urbanen Gelände herumstehen. Es gibt keine Pflicht, dafür kenntlich gemachte Abstellflächen zu nutzen. Daraus wird die »Frage der Woche« abgeleitet: »Sollen Leihräder nur auf ausgewiesenen Stellflächen abgestellt werden?« Könnte man dadurch Stolperfallen vermeiden, Gefährdungen reduzieren oder den Verkehr verschlanken und entschleunigen? Manchmal werden sogar nicht mehr betriebsbereite Velozipede abgestellt beziehungsweise Teile der Draisinen hinterlassen, zum Beispiel Rahmen ohne Räder, Gestelle ohne Sattel, Rudimente wie Sicherheitsketten, das erschwert die Sache. Ich will mich gern mit Vorschlägen zur Lösung des Problems einbringen, habe aber im Moment noch keine. Ich möchte der Redaktion jedoch mitteilen, dass ich weiter angestrengt darüber nachdenken werde. – Alma Tretvogel (80), Radtouristin a.D., 19205 Radegast

 

Wolfgang Helfritsch