»Letztes Territorium«, ein Stück von Anne Habermehl aus einem dreiteiligen »Projekt Afrika«, erstmals 2008 in der Langen Nacht der Autoren im Hamburger Thalia-Theater und im gleichen Jahr noch auf dem Berliner Theatertreffen vorgestellt, kam am 12. März im Theater 89 in der Berliner Torstraße zur Aufführung – beeindruckend, weil es gut geschrieben und dazu höchst aktuell ist. Ein junger Afrikaner sieht sich gezwungen, vorgeben zu müssen, von Schleppern nach Deutschland eingeschleust worden zu sein, obwohl ihm in Wirklichkeit eine von ihrem Mann getrennte junge Deutsche und deren sechzehnjähriger Sohn geholfen haben, nach Stuttgart zu gelangen. Die beiden hatten ihn gerettet, als er mehr tot als lebendig an der Küste einer kanarischen Ferieninsel gestrandet war. Fortan bestimmen Mitleid und Anteilnahme die Handlungen des Sechzehnjährigen: Gegen den Willen der Mutter beherbergt er den Geretteten in ihrer Stadtwohnung, versteckt ihn später in einem Baumhaus und stiehlt für ihn, um ihn am Leben zu erhalten. Und ist wie vor den Kopf geschlagen, als dann die Mutter den Schwarzen aus schierer Verzweiflung über das Ausmaß ihrer Verstrickungen an die Behörden ausliefert und so seine Festnahme und Abschiebung einleitet. Es kommt zu einer Konfliktsituation für alle: für Mehdi, den Afrikaner, für Moritz, den Jungen, und dessen Mutter und am Ende auch für Moritz’ Vater. In der Regie von Hans-Joachim Frank überzeugen alle vier Darsteller: Katrin Schwingel als hin und her gerissene Nathalie, Pit Bukowski als hilfsbereiter, ungestümer Sohn Moritz, André Zimmermann als der um Schadensbegrenzung bemühte Vater Gerard und Ramsès Bawibadi Alfa als der getriebene und schließlich aufbegehrende Mehdi. Als dann auch Moritz gewalttätig und sogar zum Mörder wird, spitzt sich das Geschehen aufs tragischste zu. Muß das sein? Anne Habermehl hat es so erdacht und gewollt – was ihr gutes Recht ist. Das Stück hält es aus und ist sehenswert.