Wer, wenn nicht er, konnte das endlich sagen: »Dies ist ein gutes Deutschland, das beste, das wir jemals hatten.« Bundespräsident Joachim Gauck, der mutmaßlich glaubt, was er da auf der Münchner Kriegskonferenz Ende Januar sagte, war Anfang März zu Besuch im weniger guten Griechenland.
Am Sonntagmorgen darauf, um 6.05 Uhr, als Deutschland noch schlief, konnten dessen Einwohner im Deutschlandfunk alles erfahren, was wichtig war an diesem Staatsbesuch ihres Bundespräsidenten in Griechenland.
»Das deutsch-griechische Verhältnis ist so stark belastet wie niemals seit dem Zweiten Weltkrieg«, kommentierte Alkyone Karamanolis, die deutsch-griechische ARD-Korrespondentin in Athen. Und sie berichtete den Deutschen, die noch schliefen, daß während der Gauck-Visite das gesamte Stadtzentrum für Versammlungen gesperrt war. Vor wenigen Jahren wäre es absurd erschienen, die griechischen Bürger wegzusperren, weil Staatsbesuch aus Deutschland erwartet wird. Nun sei es die Regel, Fazit: »Darauf kann Deutschland nicht stolz sein.«
Gewerkschaftsvertreter wollten dem griechischen Finanzminister eine Petition übergeben für die anderthalb Millionen Arbeitslosen (fast jeder dritte Erwerbsfähige in Griechenland), sie wurden – Versammlungsverbot – von der Polizei niedergeknüppelt: »Das Foto eines am Boden liegenden älteren Herrn, umringt von vermummten, bewaffneten Sicherheitskräften in schwerer Montur ging durch die social media.« Zweites Fazit der deutschgriechischen Korrespondentin: »Darauf kann Griechenland nicht stolz sein.«
Die schwere Montur war das Logo dieses durchgeprügelten Staatsbesuchs des Joachim Gauck. Er ging die Fronten seiner griechischen Kollaborationswilligen ab, als trüge er unter dem Anzug eine kugelsichere Weste – oder war sein Gang vielmehr das Kennzeichen der inneren Verhärtung gegen die Griechen?
Das muß man können – und der stasinahe Pastor, der am Tag des Mauerfalls beschloß, schon immer ein Bürgerrechtler gewesen zu sein, der kann es: An dem einen Tag Reue heucheln (einschließlich eines Kranzabwurfes) über die Massaker an Männern, Frauen und Kindern, die die Vorgänger seiner Bundeswehr in ganz Griechenland begangen hatten. Und am anderen Tag fanatisch darauf bestehen, daß es keine Wiedergutmachung gibt, keine Reparationen. Sein gutes Deutschland will nicht – wie sonst in allen Dingen – Rechtsnachfolger des etwas schlechteren sein, das damals über Griechenland herfiel. Nicht einmal das Zwangsdarlehen wird zurückgezahlt, das sich das Deutsche Reich 1944 genommen hat, bevor seine Soldaten das Land, verbrannt und zerstört verließen. Dieses Land, über das sich dann, als es wieder atmen konnte, gierig westdeutsche Rüstungsfirmen wie Siemens hermachten, um es durch Korruption in eine untragbare Schuldenlast zu stürzen.
Jetzt hatte Gauck, wenn er sein brutales Nein sprach wieder einen deutschen Soldaten hinter sich stehen, in der neuen Uniform der Bundewehr.
Das ewige Deutschland darf stolz sein auf diesen Bundespräsidenten.