Kanzlerin Merkel, vormals gegen Schröder für Bush, sucht neuerdings die Mitte zwischen den Abtretern Bush und Putin. Busenfreund Dalai Lama wird leise zur Ordnung gerufen. Man weiß nicht, sind die 140 toten Aufstands-Tibeter Täter oder Opfer. Die 4.000 toten US-Soldaten im Irak dagegen sind sicher Opfer und die 500.000 bis eine Million getöteten Iraker Täter.
In Afghanistan sind wir hingegen alle gemeinsam NATO-Opfer und zählen jeden Abend die von uns erlegten Taliban-Täter wie einst unsere siegreiche Wehrmacht die liquidierten Partisanen im Osten und auf dem wilden Balkan. Ordnung muß sein bei den Freiheitskämpfen.
Die tapfre Zeitung Bild am Sonntag vermeldet, angeregt von Professor Peter Steinbach, dem Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, der entsetzt ist über das »Lügen-Drehbuch« zum Stauffenberg-Film mit Tom Cruise, wie falsch Major Remer dargestellt wird, laut Script sollte er Stauffenberg verhaften, war jedoch gar nicht im Bendler-Block, sondern bei Goebbels, der ihn mit Hitler telefonieren ließ. Falsch auch die Behauptung im Film, Remer sei gegen die Erschießung Stauffenbergs gewesen. Vielmehr wurde der Major vom Heiligen Geist deutscher Nation ergriffen wie jüngst unser Papst Benedikt, der seinem Vorgänger Johannes Paul II. »übernatürliche Fähigkeiten« zuschreibt, was das päpstliche Amtsblatt FAZ am 3. April den daran Glaubenden gutgläubig mitteilt. Nun ja, wir leben zwischen Karfreitag und Christi Himmelfahrt. Da hat das Übersinnliche Konjunktur.
Geradezu revolutionär ruft die Zeitung am 5. April »Das Ende des kalten Krieges in Hessen« aus. Auf dem Foto blicken Hessens Parteigötter von Koch und Ypsilanti bis zum pazifistischen Bösewicht van Ooyen furchtlos in die Kamera. Motto: Alle können mit allen und jeder (jede) mit jedem. Laut FAZ war das CDU-Plakat mit dem Text »Ypsilanti, Al-Wazir und die Kommunisten stoppen« die »letzte Grabenkampfparole aus dem hessischen kalten Krieg«. Roland Koch dementierte das umgehend, was mich ein wenig am rechten Glauben zweifeln läßt. Hatten Hitler, Stalin, Adenauer, Gorbi, Honecker, Kohl und Jelzin samt Päpsten und Kardinälen, die Sozis nicht zu vergessen, die Kommunisten nicht längst gestoppt? Sind sie etwa im hessischen van Ooyen inkarniert und wieder auferstanden?
Gerade erschien uns der heilige FAZ-Geist in Gestalt Kochs, der eben von Rügen zurückkehrte, wo er offenbar reichlich von den Kreidefelsen gefressen hat. Man sieht’s ihm auf der Mattscheibe dennoch an – das ist und bleibt ein aufrechter Konservativer, mindestens jeden zweiten Tag gibt’s zum Nachtisch Kommunistenpudding. Die hessische Ypsilanti-SPD aber hat’s auch nicht leicht. Die Linke steht ihr ins Haus als Abbild der eigenen Partei vor 1914: gegen den Krieg und für die sozial Benachteiligten. Kann die moderne SPD von heute das ertragen? Wenn ja, sprengt sich ihr rechter Flügel ab. Wenn nein, wird die Lafontaine-Gysi-Linke dominant. Soviel Kreide, das zu fressen, gibt’s weder für Koch noch die Seeheimer. Sie werden sich alle am Kommunistenpudding laben müssen. Da hilft nur noch liebenswürdigste Ironie: Wohl bekomm’s den schwarzen Kotzbrocken!
Von dem in Leipzig an der Pleiße und Frankfurt am Main unvergessenen Kabarettisten Conrad Reinhold stammt der Satz: »Wehrt euch, sonst werdet ihr weggetreten!« Genossen der SPD, hört die Signale …