Karl Theodor zu Guttenberg. – Umgangssprachlich, sagten Sie, könne man das, was in Afghanistan geschieht, Krieg nennen. Drücken Sie sich im Familienkreis umgangssprachlich aus? Im Amt dürfen Sie das offenbar nicht. Als ministerähnliche Amtsfigur mit der Zuständigkeit für kriegsähnliche Zustände haben Sie für wahrheitsähnliche Sprachschöpfungen krummzustehen; Sie sind jedoch in der glücklichen Lage, durch Ihre intelligenzähnlichen Qualitäten vor verantwortungsähnlichen Konsequenzen geschützt zu sein.
Nochmals Karl Theodor zu Guttenberg. – Eine Ihrer beiden kleinen Töchter, so erzählten Sie bei der Trauerfeier für die zu Ostern in Afghanistan getöteten drei Bundeswehrsoldaten, habe Sie gefragt, »ob die drei jungen Männer tapfere Helden unseres Landes gewesen seien und ob sie stolz auf sie sein dürfte«, diese Fragen hätten Sie »nicht politisch, sondern einfach mit Ja beantwortet«. Wenn Kinder heranwachsen, stellen sie Fragen mitunter noch einmal neu. Das kann auch Ihnen passieren. Dann klärt sich vielleicht, wie stolz Ihre Tochter auf Sie sein wird.
Und nochmals Karl Theodor zu Guttenberg. – Wir haben noch viel mehr Fragen an Sie, zum Beispiel: Waren auch die sechs afghanischen Soldaten, die am selben Tag von Bundeswehrsoldaten versehentlich erschossen wurden, tapfere Helden? Und die deutschen Schützen – sind sie Helden, oder werden sie erst dadurch zu Helden, daß eines Tages auch sie selber totgeschossen werden?
Bert Rürup. – Als ehemaliger »Wirtschaftsweiser« sind Sie immer noch ein begehrter Ratgeber – diesmal zu der Frage: Wie kann der Staat seine Schulden verringern? Da sehen Sie »Einsparpotential bei den Beamtenpensionen«. Allerdings »erst in einem langwierigen Prozeß«. Das ist beruhigend, denn sonst wären Sie, wegen gekürzter Professorenruhestandsbezüge, ja noch mehr auf Beraterhonorare angewiesen.
Guntram Schneider. – Die SPD-Spitzenwahlkämpferin Hannelore Kraft hat Sie, den nordrhein-westfälischen DGB-Vorsitzenden, werbewirksam zum Schatten-Arbeitsminister gekürt. Ihre Funktion beim Gewerkschaftsbund wollen Sie erst niederlegen, wenn Sie tatsächlich Mitglied des kommenden Düsseldorfer Kabinetts sind, aber bis dahin »keine öffentlichen Termine für den DGB wahrnehmen, die Geschäfte intern weiterführen«, meldete das Westfalen-Blatt. Laut FAZ bescheinigen Sie sich ein »ordentliches Arbeitsverhältnis mit der Regierung Rüttgers«, und Sie weisen auch darauf hin, daß Ihre Stellvertretung beim DGB-Landesvorstand »eine Frau mit CDU-Parteibuch« ausübt. So hat alles seine großkoalitionäre Ordnung im Rheinland und in Westfalen – wenn Rüttgers nicht doch am Abend des 9. Mai von der Sympathie für die Grünen übermannt wird. Dann wird der eine Arbeiterführer auf einen anderen verzichten müssen.
Renate Künast. – Ihre »Entgeisterung über die Linkspartei« haben Sie der Welt am Sonntag mitgeteilt: Da fehle »die Grundlage für eine ernsthafte politische Diskussion«, diese Partei wolle »so ziemlich alles verstaatlichen«. Originell ist Ihr Vorwurf nicht, schon Jürgen Rüttgers und Sigmar Gabriel haben sich so geäußert. Um etwas Salz in die gemeinsame Suppe zu tun, hätten Sie warnen sollen: »Die Linkspartei will Atomkraftwerke sozialisieren.«.