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Titel815

Eins, zwei, drei, vier Eckstein  (Renate Schoof)

Jahrhundertealtes Spiel mit der Angst,
jahrtausendealte Kunst: Sich zu
verbergen. Vor Häschern und Söldnern,
vor Plünderern, Folterern, Vergewaltigern,
vor Schatzsuchern und Goldgräbern.

Leise den Kindheitsplatz an der
Schattenmauer verlassen. Noch einmal
in die vertrauten Verstecke spähen: In die
leeren Ställe, den Kohlenschuppen. Ja dort,
zwischen altem Gerümpel, unterm Heu,
bei den Tannen an den Boden geschmiegt,
hier und dort, dort und hier.

Überall riecht es wie damals nach Harz und
Fahrradöl, nach Hühnern und Moder. Und
im Irgendwo kauert ein sprachloses Nichts,
schwebt ein Habicht über dem Hühnerhof,
über den fliehenden Küken, greift
eine Kälte nach der Suchenden, schnürt das
Herz zusammen, ganz so wie damals, ganz so
wie damals und damals und damals.