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Titel0908

Antworten

Ursula von der Leyen, Bundesfamilienministerin. – Mit einem neuen »Kinderförderungsgesetz« wollen Sie Kinderkrippen und Kindertagesstätten auch für gewerbliche, profitorientierte Betreiber öffnen; nicht nur gemeinnützige Träger sollen dann Zuschüsse aus öffentlichen Kassen erhalten. Jetzt verstehen wir, mit welchem Eifer Sie, obwohl doch konservativer Herkunft, für eine außerfamiliäre vorschulische Betreuung von Kindern eintreten: Mit Steuergeldern sollen private Gewinnabsichten in einem vielversprechenden neuen Geschäftsfeld gefördert werden.

Jan Sokol, Vorsitzender der slowakischen Bischofskonferenz. –
Sie haben gegen den Protest der dortigen jüdischen Gemeinde eine Gedenkmesse zum 61. Jahrestag der Hinrichtung des Priesters Jozef Tiso zelebriert, den Sie wegen seines politischen Wirkens bis 1945 »sehr schätzen«. Ab 1939 war er slowakischer Staatspräsident von Hitlers Gnaden und zugleich aktiver Priester wegen »des vielen Gemeinsamen zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus«. Unter seinem Regime wurden 60.000 Juden ermordet. Jetzt wird seine Seligsprechung von Teilen der slowakischen Bevölkerung gefordert. Dadurch könnte der neue EU-Staat einen Nationalheiligen erhalten. Ihre Ernennung, Eure Exzellenz, zum Erzbischof des wiedererrichteten Erzbistums Trnave durch Papst Benedikt XVI. im Februar dieses Jahres wird die Seligsprechung des Mörderpriesters sicherlich erleichtern.

Sylvia R., Ossietzky-Leserin. –
Sie erkundigen sich nach den »Kreuzberger Notizen« von Eike Stedefeldt, die Ossietzky über neun Jahre lang veröffentlicht hat. Die Serie wird in der Tageszeitung junge Welt fortgesetzt.