Tatsachen
Den Ost-Eingang der Pekinger Universität, an der ich unterrichte, verziert ein Stein mit einem Zitat von Deng Xiaoping: »Die Wahrheit in den Tatsachen suchen«. Nun glaube ich, daß – nicht nur in dieser Uni – überall die Wahrheit gesucht wird, vor allem aber in den Wirtschaftswissenschaften, deren Wahrheit in der Privatisierung und Profitmaximierung besteht, nur nicht in den (unbequemeren) Tatsachen. Meine Studenten reden inzwischen schon wie ein CDU/SPD/FDP/Grün-Mann, das Wort Effizienz hat es ihnen besonders angetan. Insofern kein Unterschied zu uns.
Hinter dem Stein steht eine andere Wahrheit, da wurde ein Fahnenmast mit kleinem Podest gebaut, es weht die hier massenhaft anzutreffende rote Fahne.
Mit der Farbe der Fahne hat es hier so eine Bewandtnis: Sie wurde zur »brand«, zur Marke, mit der die neuen, mehr erdrückenden als bedrückenden Gebäude angestrichen werden. Was diese Farbe bedeutet? Nicht viel, sie hat wie alle Marken nur Wiedererkennungswert. Die neoliberale Orientierung unterwirft alles dem gleichen Diktat, macht ununterscheidbar, was dann die Marke wieder unterscheidbar machen soll.
Ist die Fahne die Wahrheit hinter der »Wahrheit«? Das partikulare Interesse, das sich als staatliches ausgibt? Bei den Zügen ist das schon deutlicher: Viele meiner heutigen Studenten, die im Gegensatz zu den früheren nach Hause fliegen, ihre Vorgänger sind noch tagelang auf harten Sitzen gefahren, erzählen mir von dem neuen Schnellzug, der »Harmonie« heißt. Er ist aber ein bißchen teurer. Wahre Harmonie hat eben ihren Preis. Die Unteren müssen derweil noch das Schlangestehen üben; ich stelle bis zur Ankunft des Busses erfreulich Fortschritte fest.
Wolfgang Haible
Aufschwung
Im Berliner Haus der Demokratie und Menschenrechte, in dem man die Ossietzky-Redaktion findet, sind insgesamt 60 Initiativen versammelt: vom Antidiskriminierungsbüro bis zum Unabhängigen Institut für Umweltfragen, vom Forum Menschenrechte bis zum Netzwerk Zukunft. Es gibt große wie amnesty international und kleine wie die Plattform Zivile Konfliktbearbeitung. Zu den großen gehört seit einigen Monaten die Tibet Initiative Deutschland e.V., die früher mit einer halbtags tätigen Geschäftsführerin auskam, jetzt sind dort acht Personen beschäftigt. Staunend sehen wir die großen Pakete, die aus Taiwan kommen, alle vollgepackt mit Fahnen. Viele tausende Fahnen mit der strahlenden Sonne des Dalai Lama sind schon weiterverschickt worden. Das muß er sein: der Aufschwung.
E.S.
Ein Grundrecht auf Dummheit?
Der Ex-Bundespräsident und Ex-Bundesverfassungsrichter Roman Herzog hat die Öffentlichkeit mit einer besonders freudigen Botschaft überrascht: Befragt, wieso wohl die Mehrheit der Bevölkerung Mindestlöhne befürworte, reagierte er mit dem Satz: »Es gibt auch ein Grundrecht auf Dummheit.« Mir scheint: Genau von diesem »Grundrecht auf Dummheit«, das es in unserer Verfassung nicht gibt, hat Herzog selber in diesem Falle Gebrauch gemacht. Es sei ihm gegönnt –, aber nur dann, wenn er uns die Grundrechte läßt, die tatsächlich in der Verfassung stehen, zum Beispiel einen Mindestlohn zu fordern, der uns ein Leben oberhalb des Existenzminimums garantiert.
Er hat seit langem schon seine ganz eigene Art, mit dem Grundgesetz umzugehen. So erklärte er den Artikel 139 über die Weitergeltung der zur »Befreiung des deutschen Volkes von Nationalsozialismus und Militarismus« erlassenen Rechtsvorschriften für »obsolet«. Und speziell mit sozialen Grundrechten hat er offenbar Probleme. Aber daß die Bundesrepublik Deutschland ein Sozialstaat sein soll und daß alle staatliche Gewalt verpflichtet ist, die Würde des Menschen zu achten und zu schützen, gehört zum verfassungs-rechtlichen Kernbestand, den viele Verfassungsgerichtsurteile ímmer wieder bekräftigt haben.
Übrigens hat das Bundesverfassungsgericht die Menschenwürde als »Existenzminimum« in Euro und Cent ausgerechnet: 989 Euro netto pro Monat und Person. Diesen Betrag habe ich in der laufenden Mindestlohndebatte noch nirgendwo wiedergefunden.
Holdger Platta
Wer oder was ist gesucht?
Im Herbst 2002 strahlte der Fernsehsender RTL erstmals eine Serie aus, die unter dem Kürzel DSDS bekannt wurde: »Deutschland sucht den Superstar«. Inzwischen zeigt man die fünfte Staffel der sogenannten Casting-Show. Im Anschluß an den erfolgreichen Gesangwettbewerb setzte Pro7 »Germany’s Next Topmodel« ins Programm (inzwischen mit der dritten Staffel). Das öffentlich-rechtliche ZDF läuft dem Trend hinterher mit der kürzlich angelaufenen Serie »Musical-Showstar 2008«.
Das Schema ist bei allen Sendungen das gleiche: Junge, unbedarfte Menschen des Typs »Otto Normalverbraucher«, aber mit Gesangstalent oder gutem Aussehen durchlaufen einen Wettbewerb. Eine Jury versierter und bekannter Köpfe siebt unbarmherzig aus. Bei DSDS war es Dieter Bohlen, der mit gnadenloser Kommentierung der Kandidaten auffiel, bei den »Topmodels« leitet Heidi Klum die Sendung, bei den »Musicalstars« ist es Thomas Gottschalk. Auffällig ist, daß die am Schluß gekürten »Stars« in den wenigsten Fällen tatsächlich Karriere machen; die meisten verschwinden wieder in der großen Masse der Möchtegerne. Die enorme Popularität der Sendungen treibt einzig und allein die Quoten der Sender in die Höhe und macht solche Medienberühmtheiten wie Bohlen, Klum und Gottschalk noch berühmter.
Was hier letztlich verkauft wird, ist das »you can make it« des »american dream«. Jeder, aus noch so kleinen Ursprüngen, bekommt seine große Chance, wenn er nur Talent und Leistungswillen zeigt. Vielleicht ist das der Grund, weshalb so viele Menschen mit ausländischen Wurzeln daran teilnehmen – Deutsche sind augenfällig oft in der Minderheit. Viele Kandidaten haben schwarze Vorfahren. Rechnen sie sich wegen der Exotik der dunklen Hautfarbe oder wegen des Mythos der »Schwarzen mit Musik im Blut« bessere Chancen aus? Jedenfalls drängt es sie auch deswegen her, weil sie es auf dem Lehrstellen- und Arbeitsplatzmarkt besonders schwer haben.
Doch was in den USA schon die Ausnahme ist, gelingt in Deutschland noch seltener. Der Traum, vom Tellerwäscher zum bekannten Sänger und damit auch zum Millionär aufzusteigen, wird sich für die wenigsten erfüllen. Aber schon das vage Versprechen und der aufwendig inszenierte Wettbewerb halten Millionen Zuschauer vor der Glotze ruhig. »Panem et circenses« sagten die Römer dazu.
Stefan Hug
Arbeitsbeschaffung
Sie schicken
ihre arbeitslosen Jungs
und Mädel
in ihre Kriege.
So hat jeder
Sein Auskommen.
Wolfgang Bittner
Soldatentod und -ehre
An der Umstrukturierung der Bundeswehr zur Angriffsarmee war die Kirche seit den 1990er Jahren aktiv beteiligt. Besonders deutlich wurde das, als sie mehrere Theologen in dies Weizsäcker-Kommission entsandte, die mit der Vorbereitung beauftragt war. Als dann wieder mal deutsche Bomben auf Belgrad fielen, erklärte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD): »Wir fühlen uns jetzt unseren Soldaten in besonderer Weise verbunden.« Dieses kirchliche Handeln liegt zwar nicht im Evangelium begründet, aber das Verteidigungsministerium hat es mit dem Militärseelsorgevertrag der Kirche abgekauft.
Da viele Bundeswehrsoldaten aus den Kampfgebieten entweder tot oder psychisch gestört nach Hause kommen, muß die Kirche jetzt auch diese fatalen Folgen der Angriffsfähigkeit der Bundeswehr beheben helfen.
Die Evangelische Akademie Loccum stellt sich dieser Herausforderung mit den beiden einzigen Seminaren, die sie in diesem Jahr zu Themen der Internationalen Politik veranstaltet.. In der Einladung nennt die Erwachsenenbildungsstätte das Hauptproblem deutscher Außenpolitik: »Sichtbar wird ein spezifisch deutsches, doppeltes Dilemma: Weder gibt es eine staatspolitische Räson und Legitimation für aktives kriegerisches Handeln, noch existieren positive Konnotationen bzw. Ritualisierungen für den gewaltsamen Tod von Soldaten und Zivilisten im Krieg.«
Loccum versucht das Fehlen einer Legitimation für aktives Kriegshandeln durch die Referatsthemen zu überwinden. »Neue Kriege – neue Regeln?« wird rhetorisch gefragt oder nach dem »Kriegsbild und Soldatenauftrag heute« gesucht.
Schon die Namen zweier Referenten des Seminars »Frieden und Gerechtigkeit?« belegen, daß die internationale Politik, die von Deutschland und einer deutschen Kirche ausgeht, militärisch sein soll: Christoph Schwegmann aus dem Planungsstab im Bundesministerium der Verteidigung und Militärdekan a.D. Horst Scheffler. So lassen sich schnell neue Kriegsregeln und neue Soldatenaufträge finden.
Wenn die Akademie der Lutherischen Landeskirche Hannover diese und andere »Probleme politischer und ethischer Fundierung militärischer Einsätze« gelöst und aktives Kriegshandeln legitimiert hat, kann sie sich zwei Tage später im Seminar »Soldatentod in heutigen Kriegen« dem zweiten Dilemma widmen.
Dabei gilt es, Wege zum Sterben und zum späteren staatlichen Gedenken zu finden. Gern sucht die Kirche gemeinsam mit der deutschen Armee eine »positive Konnotation« für den Soldatentod.
Entsprechend hat der Veranstalter auch für dieses Seminar die Vortragenden klug und militärisch treffsicher ausgewählt. Es spricht Boris Schmuda, ein »Afghanistan-Veteran der Bundeswehr« (Zitat Einladungsfaltblatt) gemeinsam mit Armin Wenzel, einem Militärdekan, und Roland Kaestner, einem Oberst im Generalstab von der Führungsakademie der Bundeswehr, über das soldatische Sterben und über spätere staatliche Gedenkrituale. Deshalb darf auch Ex-Landtagspräsident Rolf Wernstedt als Vertreter des »Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge« nicht fehlen. Man widmet sich dem »Gedenken im internationalen Vergleich« oder entdeckt die »Dimensionen des Gedenkens an tote Soldaten«. Überlegungen zu »Trauma, Ehre und Anerkennung« führen dann zum »neuen Ehrenmal der Bundeswehr«. Spätestens mit dem zweiten Seminar erhält der Soldatentod die lang ersehnte »positive Konnotation«, die als höhere Bedeutung verstanden werden soll. Auftrag erfüllt und Lernziel erreicht.
Neue Herausforderungen, wie welt-weite Feldgottesdienste, Totenfeiern am Regierungsflughafen und Predigten zum Volkstrauertag mit staatstragendem Gedenken an getötete Bundeswehrsoldaten werden angenommen.
Uwe Reinecke
Geschwister im Geiste
Bärbel Reetz erzählt Lebensgeschichten geistreicher Frauen, die aus begüterten, vor allem russischen Familien kamen. Frauen, die sich über die per Wiege gesicherten Privilegien hinwegsetzten und angemessenere Privilegien erstrebten. Sie schwärmten in die Schweiz aus, wo Zürich zum Zentrum der russischen Intelligenzija geworden war. Mit ihrem Fleiß stellten sie alle Studierenden in den Schatten. Die Frauen waren Geschwister im Geiste. Egal, welcher Generation sie angehörten, gemeinsam war ihnen der Ausbruch aus den Traditionen. Gemeinsam war ihnen der revolutionäre Aufbruch.
Zusammenfassend schreibt Reetz kurz vor dem Schluß des Romans: »Über Jahrzehnte waren es fast ausschließlich Russinnen, die studierten, sich politisch engagierten, für die Revolution lebten – und starben. Man sollte ihre Namen auf einen Gedenkstein setzen.« Dieses Buch ist der Gedenkstein. Zuerst für die Verfasserin und schließlich auch für die Leser. Eingemeißelt sind nicht nur Namen, darunter Raissa Adler, Vera Figner, Alexandra Kollontai, Sofia Kowalewskaja, Sabine Spielrein, Mariane Werefkin (Marijanna We-rofkina). Eingemeißelt sind auch Daten und Orte, beginnend mit Zürich, 4. Juni (23. Mai) 1873. Über dem abschließenden, achten Kapitel steht Stockholm, 20. September 1944. Daten und Orte geben dem Roman eine stabile Struktur. Mit der Auswahl der Biographien hat Bärbel Reetz großes Geschick bewiesen. Die dargestellten Bindungen, Beziehungen und Begegnungen der Frauen geben einen Einblick in gesellschaftliche Entwicklungen, wie sie von Historikern selten vermittelt werden. Wann, warum und wie sich vor allem in Rußland revolutionäre Kräfte konzentrierten, wird in dem Roman der Frauenschicksale offensichtlicher als in aberdutzend Büchern. Waren nicht immer die Frauen in der Geschichte der Menschheit die Treibenden, die Tapferen? Nach dem Lesen von »Lenins Schwestern« möchte man den männlichen Historienschreibern nachrufen: Wieso habt ihr die Frauen nicht eingetragen in die Geschichts-bücher? Was ist denn der Lenin ohne die Krupskaja?
Bernd Heimberger
Bärbel Reetz: »Lenins Schwestern«, Insel Verlag, 272 Seiten, 19.80 €
Das literarische Chemnitz
Hamburg, Leipzig, Weimar oder Darmstadt sind als Horte der Literatur bekannt und werden gern beschrieben. Doch Chemnitz? Die Professoren Emmerich (Bremen) und Leistner (Leipzig) besannen sich ihrer Chemnitzer Wurzeln und zahlreicher Ortskenner und stellten ein Buch zusammen, das es in sich hat: zum Teil glänzend geschriebene Essays über die geistige Welt dieser Ansiedlung vor »erzgebirgischer Pultscholle«.
Ob eine konservativ-bibliophile »Gesellschaft der Bücherfreunde zu Chemnitz«, Karl Mays Hochstapeleien oder Erinnerungen Bernd Jentzschs an das Nachkriegschemnitz, ob Wirren um ein unzutreffend »Wismut-Roman« genanntes Buch, das erst jüngst zum Bestseller wurde, oder die höchst lebendigen Töchter der Stadt Angela Krauß und Kerstin Hensel – Entdeckungen gibt es zu Hauf in diesem »Literarischen Chemnitz«. Stefan Heyms und Stephan Hermlins Familien-Wurzeln, Dieter Nolls jüdische Mutter oder Irmtraud Morgner, die »Kriwatsch« und »Gusch« in die deutsche Literatursprache einführte – das Bild der Stadt, zu oft als Ruß-Chamtz oder sächsisches Manchester vereinfacht, zeigt sich wunderbar widersprüchlich.
Ein nach meiner Kenntnis fast vollständiges Lexikon von Chemnitzer Autoren rundet den Band – in dem es nur wenige Ärgerlichkeiten gibt.
Ein Tiefpunkt ist zweifelsohne die summarische Darstellung von Literatur im Karl-Marx-Stadt der siebziger und achtziger. Man könnte sie übertiteln: »Professoraler Über-Blick aus Zwickau unter alleiniger Herbeiziehung offiziell holpernder Reden und geheimer Sicherungsprotokolle«. Literatur ist immer deutlich geschieden von Regierungsverlautbarungen und verdeckten Nachrichten-Diensten. Doch für ein Gesamtbild der glücklichen und peinlichen Chemnitzer Momente vergangener Jahrhunderte ist auch dieser Beitrag erhellend.
Matthias Biskupek
Wolfgang Emmerich, Bernd Leistner (Hg.): »Literarisches Chemnitz«, Autoren – Werke – Tendenzen, Verlag Heimatland Sachsen, 160 Seiten, 24,95 €
Tucholsky-Gesellschaft in Paris
Pfingsten 2008 besteht die Tucholsky-Gesellschaft 20 Jahre. Aus diesem Anlaß reist sie nach Paris, wo der Berliner Kurt Tucholsky seine publizistisch wohl fruchtbarsten Jahre verbrachte. Hier fühlte er sich wohl, spottete über die »Erbfeindschaft« zwischen dem deutschen Michel und der französischen Marianne und leistete damit Vorarbeit für eines seiner Ideale, das Haus Europa. Veranstaltungspartner ist die Maison Heinrich Heine in der Cité Internationale Universitaire. Der Vormittag des 10. Mai ist dem mahnenden Gedenken an die faschistische Bücherverbrennung vor 75 Jahren vorbehalten. Weitere Vortragsthemen sind: »... und ruh‘ von meinem Vaterlande aus – Kurt Tucholsky über Paris und Berlin in den Jahren 1924 bis 1926«, »Heinrich Heine und Kurt Tucholsky – gemeinsame und unterschiedliche Positionen und Spuren«, »Der Freimaurer Kurt Tucholsky – ein Pariser Doppelleben im Geheimen?« Kontakt: wkhelfritsch@gmx.de
Red.
Termine
7. Mai, 19 Uhr, Chemnitz, Volkshochschule, Moritzstraße 20: »Menschenrechte in Zeiten des Terrors«, Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit Rolf Gössner
7. und 8. Mai, jeweils 19 Uhr, Berlin, Oberverwaltungsgericht, Hardenbergstraße 31: »Grund der Ausweisung: Lästiger Ausländer«, Szenische Lesung mit der bremer shakespeare company, anschließend Diskussion mit Ulla Jelpke, Jürgen Kipp, Eberhard Schultz u.a.
11. Mai, 13 Uhr, Berlin, Max&Moritz, Oranienstraße 162: Dr. Seltsams Wochenschau mit Thomas Kuczynski: »Was bedeutet uns Karl Marx heute?«
20. Mai, 18 Uhr, Hannover, Universität, Am Welfengarten 1: »Die Rolle des SDS in der deutschen und US-amerikanischen Studentenbewegung« mit Klaus Meschkat und KD Wolff
22. Mai, 19.30 Uhr, Bremen, Villa Ichon: »Das Antiterrorsystem«, Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit Rolf Gössner
22., 23. und 24. Mai, jeweils 20 Uhr, Berlin-Kreuzberg, theater zum westlichen stadthirschen, Fidicinstraße 40: »Das Zarte wird ja immer überdroht« mit Silvina Buchbauer und Dominik Bender
23./24. Mai, Berlin, Humboldt-Universität: »Sicherheitsstaat am Ende«, Kongreß zur Zukunft der Bürgerrechte, veranstaltet von den Herausgebern des »Grundrechte-Reports«
30. Mai bis 1. Juni, Berlin, ver.di-Bildungszentrum Clara Sahlberg, Koblanckstraße 10: Tagung zum 70. Todestag Ernst Barlachs mit Heidi und Wolfgang Beutin, Hans-Ernst Böttcher, Nikolaus Gatter, Jost Hermand u.a.
Press-Kohl
Über die Verleihung des Deutschen Filmpreises, genannt »Lola«, berichtete die Berliner Zeitung unter anderem: »Fatih Akin erhielt nicht nur die Goldene Lola ... für den besten Spielfilm, er wurde ... auch für das beste Drehbuch geehrt. Zudem erhielt er die Lola als bester Regisseur, und auch der Schnitt durch Andrew Bird wurde ausgezeichnet.«
Kann man einen erstklassigen Filmschnitt preisen, indem man den Schnittmeister durchschneidet?
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Freund Jo bedauert Mitarbeiter verschiedener hiesiger Zeitungen, die infolge noch unerforschter Grippe-Anfälle Subjekt und Objekt nicht mehr unterscheiden können. Beispielsweise fand er Ethel und Julius Rosenberg erwähnt, »die die USA der Atomspionage beschuldigten.« Ein anderes Beispiel: »Vor drei Jahren hatte das Gebäude die Tübinger Immobilienfirma ›team 2‹ als vermeintlich leer erworben.«
In diesem Fall wurde übrigens plötzlich »klar, daß das Haus mit Mietern bewohnt war, die teilweise seit mehr als einem halben Jahrhundert dort wohnen.« An sowas gewöhnt man sich dermaßen, daß man die Mieter gar nicht mehr wahrnimmt.
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Von der weit über die Grenzen Sachsens hinaus sehr beliebten Eislauf-Künstlerin Katarina Witt will der Berliner Kurier wissen: »2002 baute sich Kati mit Musik-Manager Markus Herrmann in Berlin ein Liebesnest. Kati sagte damals: ›Eine Bindung für mein Leben.‹ 2001 war sie aus.«
Nämlich die Bindung, für welche sich Kati mit Markus Herrmann erst nachträglich (anno 2002) ein Liebesnest baute.
Felix Mantel