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Titel919

Antwort

Melanie Bernstein, MdB, nachhilfebedürftig. – Am 4. April sprachen Sie im Bundestag für die CDU/CSU-Fraktion zu einem Antrag von Bündnis 90/Die Grünen, der die Anerkennung von Menschen als Opfer des NS-Unrechts zum Ziel hatte, die von den Nazis als sogenannte Asoziale und Berufsverbrecher in KZs gesperrt und dort häufig zu Tode gequält wurden. Das Anliegen der Grünen, die öffentliche Aufmerksamkeit stärker auf diese Opfergruppen zu lenken und diesbezügliche Bildungsprojekte zu fördern, erklärten Sie für überflüssig – ihr Schicksal sei keineswegs mehr unbekannt, es gebe ja schon »eine ganze Reihe hochwertiger Publikationen« zu dem Thema (Sie nannten drei) – bis undemokratisch: Wenn es keine Projekte zu dem Thema gebe, liege das daran, dass keiner sich dafür interessiert, der Bundestag könne ja niemandem vorschreiben, sich mit dem Thema zu befassen und entsprechende Förderanträge zu stellen. Zuletzt warfen Sie den Grünen mangelnde »Differenzierung in der Erinnerungskultur« in den eigenen Reihen vor. Verwundert hätten Sie zur Kenntnis nehmen müssen, dass grüne Landtagsabgeordnete (2015) in München ein »Denkmal für die Trümmerfrauen« verhüllt hätten – »dies mit der Argumentation, diese Frauen seien vor allem Altnazis gewesen«. Tatsächlich wurden im Sommer 1945 in München vor allem Männer zum Trümmerräumen verpflichtet, und tatsächlich waren ganz überwiegend ehemalige Mitglieder von NS-Organisationen betroffen. Aber wie auch immer: Sie sollten selbst Nachhilfe in Sachen Differenzierung in der Erinnerungskultur nehmen. Der Unterschied zwischen dem KZ-System der Nazis und der Verpflichtung zu Aufräumarbeiten nach Kriegsende sollte Ihnen als Obfrau der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Kulturausschuss doch eigentlich geläufig sein. Wie sagten Sie doch so schön am Ende Ihres Beitrags: »Gedenkkultur geht über den eigenen ideologischen Tellerrand hinaus.«