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Titel2108

Bemerkungen

Betteln für das Sozialamt
Ich habe mal wieder an das Sozialamt Konstanz geschrieben: »Sehr geehrte Frau B., nach Begleichen zweier Zahnarztrechnungen verbleiben mir für den Monat Oktober insgesamt 45 Euro. Ich habe nun vor, in der Rosgartenstraße zu betteln. Angenommen, diese Bettelei ergibt einen Betrag von 50 Euro – ein Obdachloser sagte mir, das sei möglich. Frage: Muß ich diese 50 Euro melden, wenn ja: Wieviel ziehen Sie davon ab? Da ich gerade an einem Artikel – honorarfrei! – für die Berliner Zeitschrift Ossietzky sitze, wäre ich für eine schnelle Antwort sehr dankbar.«

Die Antwort kommt wirklich prompt: »Wenn Sie in der Rosgartenstraße zum Betteln gehen und daraus Einkünfte erzielen, sind diese zu melden wie jedes andere Einkommen auch (zum Beispiel Einkommen aus Nachhilfeunterricht). Von den 50,– Euro wird als Freibetrag vorab eine Ausgabenpauschale von 5,20 Euro abgezogen, vom dann verbleibenden Rest von 44,80 Euro werden 30 % = 13,44 Euro als Freibetrag Erwerbseinkommen abgezogen. Das heißt also, daß 5,20 Euro und 13,44 Euro nicht als Einkommen berücksichtigt werden, von 50,– Euro Einkommen aus Bettelei verbleiben Ihnen also 18,64 Euro. Mit freundlichen Grüßen.« Anders gesagt: 31,36 Euro müßte ich ans Sozialamt abführen. Aber wer gibt mir was, wenn er weiß, daß es hauptsächlich fürs Amt ist?

Ja, ich wollte eigentlich einen Artikel über Hartz IV schreiben. Nun bleibt mir aber erst mal die Luft weg. Dennoch: Hoch lebe das System!

Rainer von der Eldern


Im Job-Center
Heute hatte ich einen Termin bei Herrn Schwabe; der Name soll nicht täuschen, auch wenn Herr Schwabe schon nahe am Hochdeutschen ist, er kommt aus Jena und hat Betriebswirtschaft studiert. Meine vormalige Fallmanagerin hat mich abgegeben, ich lag ihr wohl nicht sehr am Herzen. Nachdem ich meinen Auftritt im Internet in der Arbeitsagentur habe sehen dürfen, wundere ich mich nicht, dort stand allerhand Käse. Damit ist jetzt Schluß, da Herr Schwabe mir selber die Pflege meines Internet-Auftritts anvertraut hat.

Der junge und dynamische Mensch vertraut mir noch mehr an: Nach der Eingliederungsvereinbarung, die praktisch ein Diktat ist, muß ich 15 Bewerbungen im Monat schreiben, egal auf welche Stellen, mich um einen privaten Arbeitsvermittler bemühen und mich bei einer Zeitarbeitsfirma anmelden. Vielleicht werde ich ja Produktionshelfer, wie Herr Schwabe meinte, auch wenn das nicht sehr wahrscheinlich ist. Akademiker genießen so wenig wie andere Berufsgruppen irgendeinen »Bestandsschutz«. Jeder muß alles machen, jedenfalls dazu bereit sein – bei Strafe der Kürzung des Existenzminimums, wie ich aus seinen Ausführungen lernte, auch wenn er kein Anhänger dieser Strafmaßnahmen ist. Aber das ist eben sein Job.

Übrigens ist das auch gar nichts Negatives, war doch die kommunistische Utopie von Marx ganz ähnlich: morgens fischen, abends malen oder so ähnlich. Warum nicht also zum Beispiel morgens putzen, mittags Regale füllen, abends singen; dann ist doch auch für Abwechslung gesorgt? Wer sagt denn, daß unsere Kanzlerin das nicht in Erinnerung hatte und der Sozialdemokrat Schröder ebenso? In der neuen »Sozialdemokratie« wird so aus dem vielseitig entfalteten Menschen der allseitig ausgenutzte.

Nun habe ich mich also sofort daran gesetzt, muß ich doch jeden zweiten Tag eine Bewerbung schreiben. Also warum nicht beispielsweise für die Zeitschrift Brigitte als Diät- und Fitneßberater? Ich bin doch sicher ein Kandidat für eine dieser Strafmaßnahmen; die zu erwartende Hungerkur wird mir unmöglich schaden, sondern uns übergewichtigen Deutschen Ansporn und mir ein Praktikum sein. Aus der Praxis lernen für die Praxis!

Nachdem ich also mein Profil in der Agentur aufgepeppt habe, soweit das diese Eingabe-Felder zulassen, warte ich auf erste Anrufe von Headhuntern. Alternativ könnte sich auch Daimler melden, da habe ich schon als Student Ferienarbeit verrichtet und nicht schlecht verdient. Aber vermutlich ist auch diese Hoffnung nur eine solche, da sich schon viele andere darum reißen.

Egal, ich sitze zu Hause und rechne mit allem, was da kommen wird!
Wolfgang Haible


Don Quixote auf Arbeitssuche

Aus lebenslanger Gewohnheit kann Meister Flick, wie er meint, ohne Arbeit nicht leben. Spezialist für Havarie war er und rettete so manchem DDR-Betrieb den Plan. Aber die »Havarie großen Maßstabs, … ein komisches Unglück oder, gelinde gesagt, ein Desaster« war nicht zu reparieren, und so befindet sich Flick häufig auf dem Amt, Arbeit verlangend. Weil er alles nimmt, gerät er in die verschiedensten Schlamassel, wird zum Streikbrecher, Windradstürmer, Kunst-Vandalen und Täter anderer Abenteuer, die zur heutigen absurden Welt gehören. Aber dabei beläßt es Volker Braun nicht, er schickt ihn und seinen Enkel auch zu Leuten, die modernes Tätigsein reflektieren und zwar keine Antworten, aber die Fragen finden, dem Phänomen Arbeit beizukommen, und so (wie der Autor) die »Suche nach unklaren Ressourcen« betreiben.
Der Schriftsteller-Philosoph ist ein Schalk und Könner erster Güte, sein »Machwerk« ein opus magnum. Braun dreht, biegt, wiegt und schmeckt jedes Wort samt passendem Widerwort. Zitiert und dichtet. Noch nie habe ich ein so schlaues dralles Buch über eine so trockene abstrakte Sache gelesen. Man muß sich nur reinfinden, dann versteht man dieses Volksbuch für politische Ökonomie und dankt seinem Schöpfer.
Christel Berger
Volker Braun: »Machwerk oder Das Schichtbuch des Flick von Lauchhammer«. Suhrkamp, 224 Seiten, 19.80 €


Mensch werden
Damals war´s. Tag für Tag stellte ich das Grammophon in die Senke der Wiese, das Kabel hing aus dem Fenster, schlängelte sich hin zu dem Apparat inmitten der Natur aus Vogelsang und Ostseehimmel, ich drehte die Lautstärke bis zum Anschlag. Sehnsucht, Wünschen, Hoffen, Lieben, Dasein, Sosein zerrissen das Herz der hingegeben Lauschenden. André Heller sang »Verwunschen«, »Der Zauberer ist tot«, »Mein Liebstes, tu die Schatten fort«. Das ist mehr als dreißig Jahre her und wirkt immer noch nach.

Alles was man über diesen Schamanen in vergangenen Jahren hörte, nährte weiter die Vorstellung von überbordender Phantasie eines reich Begabten, der sein Singen, Sagen und Gestalten zur Vollendung führte – als Chansonnier, Schauspieler, Autor, Aktionskünstler. Er war ein Popstar, würde man heute sagen, Show-Master im Fernsehen, gründete einen Radiosender, war Mitbegründer des ruhmreichen Zirkus Roncalli, bescherte uns Meisterakrobaten aus China, Sänger und Tänzer aus Afrika, schuf Gärten, schrieb Bücher, malt und arbeitet permanent und sichtbar entspannt daran, daß aus dem Entwurf Mensch, als der man auf diese Welt kommt, ein Mensch werde. »Denn dafür ist man selbst verantwortlich.«

So sagt es Heller an diesem Abend im Berliner Ensemble, wo er aus seinem neuesten Buch las: »Wie ich lernte, bei mir selbst ein Kind zu sein«.

Schon der Jüngling aus großbürgerlichem jüdischem Hause vereinte Klugheit, hintersinnigen Witz, Melancholie und Trauer in sich, erkannte, was den Juden widerfahren war, und kündet seitdem davon, daß man die Angst überwinden muß, denn diese »Angst, die macht klein« und »Kleinmut ist ein Stück Dreck«, wie es in einem seiner Texte heißt.

Heller lebt, was er sagt und singt: »Er geht von sich, durch sich, in sich«.

In jungen Jahren begegnete er Helmut Qualtinger, dem Weisen und Narren. Der bestärkte den jungen Freund und Kollegen, sich niemals beirren zu lassen, sich stets treu zu bleiben, seinen Sehnsüchten zu vertrauen, unbequem zu sein, phantastisch zu leben.

Das und mehr erfährt das Publikum nach Hellers Lesung aus seinem lakonisch-ironisch-schmerzensreichen Buch über seine Kindheit im Internat. Dort sollte dem jüdischen Jungen auf Wunsch des Vaters der Katholizismus eingebleut werden. Intendant Claus Peymann verführt ihn zum Plaudern über diese und andere Wechselfälle seines Lebens, sparsam accompagniert vom Chefdramaturgen Hermann Beil.

Da sitzt der ehemals glutäugige, schwarz- und wildgelockte Rabbibartträger nunmehr kurz- und grauhaarig im mausgrauen Rock und erzählt mit wunderbarem Humor liebevoll Geschichten, Anekdoten aus seinem reichen, an selbstgemachten Wundern vollen Leben.

Ein Abend, der froh machte.
Anne Dessau
André Heller: »Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein«, S. Fischer Verlag, 144 Seiten, 16.90 €


Radio MultiKulti
Berlin präsentiert sich offiziell gern als multikulturelle Metropole – immerhin beträgt der Anteil ausländischer Bürger an der Gesamtbevölkerung 13 Prozent, und unter den Einwohnern befinden sich Menschen aus nahezu allen UNO-Mitgliedsstaaten. Senat und Medien sind geradezu stolz darauf, daß es über 6000 türkische Betriebe gibt, überdurchschnittlich viele Ausländer in Berlin studieren, in 1500 Restaurants italienisch gekocht wird und in 700 chinesisch.

In der Vergangenheit wurde manches unternommen, um Integration zu fördern und Migrantinnen und Migranten ein Heimatgefühl zu geben. Institutionen wie das »Haus der Kulturen der Welt«, die »Werkstatt der Kulturen« in Neukölln und der von ihr jährlich organisierte »Karneval der Kulturen« trugen und tragen dazu bei.

1994 gründete der Sender Freies Berlin das Programm SFB4 MultiKulti, das von Anfang an 24 Stunden nonstop sendete, Beiträge in 18 Sprachen bot und den Berliner Alltag in all seinen Facetten zu zeigen versuchte. Auch musikalisch ließ die Welle mit Klängen aus aller Welt aufhorchen und fand unter Deutschen und Ausländern gleichermaßen ein lebhaftes Echo. Cornelia Schmalz-Jacobsen, damals Beauftragte der Bundesregierung für die Belange der Ausländer, begrüßte den Sender mit den Worten: »Den Berlinern gleich welcher Herkunft kann ich nur empfehlen: Hören Sie hinein in das neue Programm. Denn eines wird es ganz bestimmt nie werden: langweilig.«

In der Tat: Langweilige Programme gab es bei MultiKulti nie. Vom Morgenmagazin über zahllose Fremdsprachen- und Weltmusikangebote bis hin zu Radiosendungen für Kinder gestalten auch heute noch fest angestellte und freie Mitarbeiter aus aller Herren Länder ein abwechslungsreiches Programm, das sich hören lassen kann. Als ehemaliger Mitarbeiter der Berliner Ausländerbeauftragten weiß ich, wie begeistert das Angebot im In- und Ausland rezipiert wurde. Ich will auch nicht vergessen, daß das Projekt bald an Instituten und Universitäten wissenschaftliches Interesse fand, was sich in zahlreichen Examens-, Magister- und Diplomarbeiten niederschlug.

Nach dem Willen der Rundfunkverantwortlichen in Berlin und Brandenburg soll Ende des Jahres Schluß sein mit diesem Kanal.
Dieter Götze


Die Grünen und die Kröten
Gegen ein »Monster« waren die Hamburger Grünen, dort GAL genannt, vor der Bürgerschaftswahl zu Felde gezogen: Um alles in der Welt müsse verhindert werden, daß »Kohle von Beust« seinen Plan eines Kohlekraftwerks im Stadtteil Moorburg realisiert. Nach der Wahl koalierten die Grünen mit der CDU, und jetzt hatte die grüne Umweltsenatorin Anja Hajduk das Bauvorhaben zu genehmigen. Umweltpolitisch sei das falsch, sagte sie, aber aus rechtlichen Gründen und wegen möglicher Schadenersatzansprüche des Vattenfall-Konzerns sei es richtig, das Falsche zu tun. Murrend gaben ihr die GAL-Mitglieder recht, denn auf das Bündnis mit der CDU mochten sie nicht verzichten, zumal es sich, bundespolitisch betrachtet, um ein »Pilotprojekt« handelt. Da gilt es eben, Kröten zu schlucken, Wahlversprechen hin, Regierungsbeteiligung her. Joschka auf seinem Altenteil hat sich wieder einmal als vorausschauend erwiesen. Schon vor Wochen hatte er wissen lassen, Kohlekraftwerke müßten nicht schwarz, sie könnten auch grün sein.

Am Rande: Bei den baden-württembergischen Grünen fand Cem Özdemir, vom Parteimanagement als »Realo« für den Posten eines Bundesvorsitzenden der Partei in Aussicht genommen, nicht die nötige Zustimmung für seine Kandidatur zum Bundestag. Die Presse wertete dies als »Linksruck bei den Grünen«. Zur Aufregung besteht aber kein Grund: Vor einer Wahl ist es nicht günstig, zu viele »Realos« auftreten zu lassen, und nach der Wahl lernen auch »Fundis« dazu.
Marja Winken


Wider die »nukleare Teilhabe«
Friedensgruppen und die Jugendverbände verschiedener Parteien haben gemeinsam eine »Petition für eine atom-waffenfreie Zukunft« auf den Weg gebracht. Die Bundestagsabgeordneten werden darin aufgefordert, sich nachdrücklich für den Abzug der im rheinland-pfälzischen Büchel stationierten US-amerikanischen Atomwaffen sowie für den Ausstieg der Bundesrepublik Deutschland aus der »nuklearen Teilhabe« einzusetzen. An die Mitglieder der Bundesregierung richtet sich die Aufforderung, 2010 bei der Konferenz zur Überprüfung des Atomwaffensperrvertrags bekannt zu geben, daß Deutschland atomwaffenfrei ist.

Die Bundesluftwaffe hält auf dem Atomwaffenstützpunkt in Büchel Kampfflugzeuge bereit, um im sogenannten Ernstfall im Rahmen der »nuklearen Teilhabe« die Atomwaffen zu ihrem Einsatzort fliegen zu können. Damit verstößt die Bundesregierung, wie es in der Begründung der Petition heißt, gegen den Atomwaffensperrvertrag, den Beschluß des Internationalen Gerichtshofes vom 8. Juli 1996 und den 2+4-Vertrag. Zudem bergen die in Büchel stationierten Atomwaffen ein nicht kalkulierbares Sicherheitsrisiko, wie eine Studie der US-Armee im Frühjahr 2008 bestätigte. Nicht zuletzt dient die deutsche »nukleare Teilhabe« dem Streben anderer Staaten nach der Atombombe als willkommene Ausrede.

Die Petition soll dem Mehrheitswillen der Bundesbürger Ausdruck geben. Einer von den Internationalen Ärzten zur Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) Anfang Juli in Auftrag gegebenen Umfrage zufolge fordert eine große Mehrheit der Bundesbürger ein atomwaffenfreies Deutschland: 89 Prozent der Bundesbürger stimmten der Aussage zu, daß Atomwaffen grundsätzlich völkerrechtswidrige Waffen seien, die weder produziert noch gehortet werden dürften. 84 Prozent der Deutschen sind der Meinung, daß die Bundesregierung dafür sorgen sollte, daß die auf deutschem Boden gelagerten Atomwaffen umgehend beseitigt werden, und 89 Prozent der Bürger schlossen sich der Meinung an, daß die Atommächte zur Schaffung einer atomwaffenfreien Welt schnellstmöglich mit der Verschrottung der eigenen Atomwaffen vorangehen sollten.

Die Petition kann online bei der Deutschen Friedensgesellschaft/Vereinigte Kriegsdienstgegner (www.dfg-vk.de) oder bei den Jungsozialisten (www.abruestung-jetzt/jusos.de) unterzeichnet oder bei mir angefordert werden (hermann.theisen@t-online.de, Telefon: 0151 – 54727508). Ende November wollen wir sie dem Petitionsausschuß des Deutschen Bundestages übergeben. Zu den ersten, die unterschrieben haben, gehören Renan Demirkan, Günter Grass, Nina Hagen, Wolfgang Niedecken, Gudrun Pausewang, Konstantin Wecker und Roger Willemsen.
Hermann Theisen


1988 in Ostberlin
Wer erinnert sich noch daran? Vor 20 Jahren fand im Palast der Republik in Ostberlin unter Schirmherrschaft der UNO eine große internationale Konferenz über atomwaffenfreie Zonen statt. Erfahrungen aus bestehenden atomwaffenfreien Zonen wurden ausgetauscht, Argumente für weitere Vereinbarungen – zum Beispiel in Nah- und Mittelost – zusammengetragen. Manche Reden klangen erfolgversprechend. Eine Besonderheit dieser Konferenz war, daß sie neben führenden Politikern aus den Teilnehmerländern, darunter der Bundesrepublik Deutschland, SprecherInnen der Friedensbewegung vereinte, zu denen Autoren wie Bernt Engelmann, Dieter Lattmann und ich gehörten; die gastgebende Deutsche Demokratische Republik hatte alles aufgeboten, was Rang und Namen, aber auch Sachkunde hatte. Im Jahr darauf begannen die DDR, der Warschauer Pakt und dann auch die Sowjetunion sich aufzulösen, und es verbreitete sich die Illusion, nun werde die atomare Abrüstung von selber kommen. Aber die Aufrüstung ging weiter, und die USA entzogen sich früheren Abrüstungsvereinbarungen. Wurde irgendwo in den Medien daran erinnert, außer hier? Interessiert das Thema niemanden mehr? Damals hätten sich zwei Staaten über ein atomwaffenfreies Deutschland einigen müssen. Heute brauchen wir dafür nur noch einen ...
E.S.


Termine
24. Oktober, 18 Uhr, Bielefeld, Ravensberger Spinnerei, Verleihung der BigBrother Awards 2008
30. Oktober, 19 Uhr, Berlin, Haus der Demokratie und Menschenrechte: Republikanische Vesper über die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen und ihre Umsetzung in Deutschland mit Heiner Bielefeldt, Iris Hölling, David Wichera u.a.
1./2. November, Alsheim, Weingut Eicher: Seminar »Wenn die Filmindustrie die Realität erschafft«, Kontakt: m.krotter-hartmann@freidenker.de
6. November, 20 Uhr, Siegen, Lyz: Kittners Kabarett; weitere Tournee-Termine:
8. 11. 20 Uhr, Neuss, Haus der Jugend; 12. 11., 19.30 Uhr Meerdorf, Kleinkunstzentrum; 14. 11., 20 Uhr Alveslohe, Neue Bürgerhalle
14. bis 16. November, Würzburg, Akademie Frankenwarte: »Antisemitismus als Defekt oder Funktion der Mehrheitsgesellschaft«, Seminar mit Michael Brocke, Claudia Globisch, Heiko Kauffmann, Jobst Paul, Regina Wampner, Moshe Zuckermann u. a.; Kontakt: Margarete.Grzegorczyk@Frankenwarte.de


Press-Kohl
Aus Tel Aviv meldete dpa: »Die israelische Polizei hat 80.000 Dosen mit bulgarischem Hundefutter beschlagnahmt, die als französische Gänseleber ausgezeichnet waren. Die Behörden prüfen, ob das Hundefutter bereits in den Handel oder gar auf die Teller von Gourmets gekommen ist.« – Gourmets, falls sie nicht erklärte Rohkost-Fanatiker sind, schätzen auf ihren Tellern vermutlich Speisen, welche gar sind, worauf es bei Hundefutter vielleicht nicht so sehr ankommt. Knochen sind meistens auch nicht gar.

Wir haben vor einiger Zeit auf dem Markt eines böhmischen Städtchens eine Büchse mit russischem Kaviar gekauft. Den hätte kein echter Feinschmecker erworben. Zwar könnte auch er die Güte eines Kaviars nicht durch das Blech der noch geschlossenen Dose erschnuppern. Aber der Preis der Delikatesse wäre einem geprüften Gourmet zu niedrig gewesen. Dieser Kaviar war verdächtig preiswert.

Die Leckermäulchen, die wir kennen, kaufen nur teure Artikel, und die verzehren sie, weil ihnen teure Sachen besser munden als billige. Das liegt so in ihrer Natur.

Es soll ja auch sehr kostspieliges Hundefutter geben.
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Neuerdings scheinen sich viele Leute das Trinken abzugewöhnen, indem sie trinken.

Das Lieblingsblatt meiner Tante Erna meldete nämlich: »Allein am letzten schönen Sonntag schenkten die Mitarbeiter des Strandbad-Restaurants weit mehr als 1000 Liter antialkoholische Getränke aus.«
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Zeitungen sind bekanntlich nicht nur zum Einwickeln von Obstschalen und Fischgräten gut geeignet, sondern auch als Lehrmaterial. Einige Presseorgane veröffentlichten in schöner Übereinstimmung diesen Satz: »Unterirdisch ist eine Tiefgarage geplant.«

Immer mal was Neues. Bisher baute man die Tiefgaragen ja meistens auf den Dächern. Wir möchten uns, wenn wir den erforderlichen Kredit auftreiben, ein Penthouse errichten – natürlich im Keller.
Felix Mantel