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Titel0311

Eine Rechenaufgabe und mehr  (Kurt Pätzold)

Etwa zwei Drittel der Bundsbürgerschaft, wenn nicht noch ein wenig mehr, halten Karl-Theodor zu Guttenberg für den Star unter den Politikern des Landes. Etwa gleich viele lehnen jedoch die Politik ab, für die dieser Mann wie kein anderer steht und eintritt: die Fortsetzung der deutschen Beteiligung am Krieg in Afghanistan. Das gibt für Mathematiklehrer, die ihren Unterricht interessant gestalten wollen, einen Stoff her. Die Rechenaufgabe lautet: Wie viele Bürger (in Prozenten) erklären den Freiherrn zu ihrem Favoriten und lehnen doch gleichzeitig ab, womit er sich hauptsächlich befaßt, am Schreibtisch zu Hause, im Ministerbüro und mitunter im fernen Feldlager? Ist das errechnet – und wir überlassen die Lösung hier den Leserinnen und Lesern unseres Blattes –, wäre das Weitere aus der Mathematik- in die Geschichtsstunde oder den Sozialkunde-Unterricht zu überweisen. Wie ist, würde die Fortsetzungsaufgabe lauten, das Verhalten der errechneten x-Prozent Bundesbürger zu erklären, die Guttenberg-Verehrer und zugleich Afghanistan-Kriegsgegner sind? Daraus könnte sich in einer aufgeweckten Schulklasse, in der Meinungen weniger rücksichtsvoll geäußert werden als – sagen wir – im Bundesverteidigungsministerium, eine interessante Konfrontation von Ansichten und Deutungen ergeben. Sie könnten von »Die entscheiden doch einzig nach dem geschniegelten Typ, den sie selber abgeben möchten« bis zu »Die sind eben so doof« reichen. Und wenn, dies aufnehmend, der Lehrer oder die Lehrerin dann fragen würde: »Sind sie aber doof geboren oder doof gemacht«, dann könnte sich eine lebhafte Debatte darüber anschließen, was in den Lehrplänen unserer Schulen fehlt: Wer waren und sind die Blödmacher der Nation? Wer bildet sie aus? Wer heuert sie an? Und warum? Wie gehen sie vor? Und vor allem: Wie kann man sich dagegen schützen, deren Opfer zu werden und – beispielsweise – diesen Minister für einen Stern am Politikerhimmel zu halten?