Karl-Theodor zu Guttenberg, jetzt in der Reserve. – Mit dem Großen Zapfenstreich im Format 1838 wurden Sie verabschiedet, musikalisch begleitet vom Großen Kurfürsten und dem Bayernkönig Ludwig II. Außerdem hatten Sie sich »Rauch über dem Wasser« gewünscht, gewiß in der Hoffnung, daß der Qualm sich bald verzieht. Dann können Sie wieder auf den Wassern wandeln. Zwischendurch sei »Reue und Buße« angesagt, teilten Sie mit, »für Fehler, die man gemacht hat«. Wer »man« war, darüber haben Sie keine Auskunft gegeben. »Gottes Segen für die Bundeswehr«, so Ihr Abschiedsruf im Ministerium. Solange Sie Pause von der Politik machen, muß also der Allmächtige einspringen.
Thomas de Maizière, geübt im Verklausulieren. – Böses sei Ihrem Vorgänger als Militärminister widerfahren, bestätigten Sie diesem beim Abschied: Man habe »öffentlich den Stab über ihn gebrochen«. Klar: Schavan und Lammert hätten ihre Bedenken wenn schon dann hinter vorgehaltener Hand äußern müssen. Die beiden haben ihre Strafe bekommen, sie wurden dem Zapfenstreich ferngehalten. Weiter sagten Sie: »Wir sollten alle nicht so tun, als seien wir ohne Fehl und Tadel.« Ein Wink mit dem Zaunpfahl – aber an wen? Nun warten wir auf weitere biographische Enthüllungen.
Hans Peter Friedrich, schwach in Religionskunde. – Als de Maizières Nachfolger im Amt des Innenministers haben Sie erst einmal bestritten, daß der Islam historisch zu Deutschland gehöre, was freilich niemand behauptet hatte. Von der Gegenwart ist die Rede. Vielleicht ist es Ihnen in der ländlichen Abgeschiedenheit Ihrer bayerischen Heimat entgangen, aber inzwischen leben in unserem Land vier Millionen Muslime. Damit verglichen ist zum Beispiel die jüdische Gemeinschaft, die in allen gesellschaftlichen Gremien ihren Platz hat, eine winzige Splittergruppe. Sicher wird es Sie noch mehr erstaunen zu erfahren, daß der Islam Teil Europas und seiner Geschichte ist. Die schönsten erhaltenen Kulturdenkmäler der islamischen Welt stehen auf spanischem Boden. Die Herrschaft des Kalifats war übrigens ein Zeitalter der kulturellen Hochblüte und der Toleranz, Christen und Juden konnten unbehelligt ihrer Religion nachgehen. Erst mit dem Sieg der Reconquista, das wird Sie als bekennenden Katholiken interessieren, begann das Wüten der Inquisition: die Massaker an den Juden und deren Vertreibung aus Spanien. Lesen Sie, es bildet – auch noch in Ihrem Alter.
Stefan Mappus, tiefsinnig. – »Was wir tun, ergibt sich aus sich selbst heraus« – so Ihr Statement zum atompolitischen Newlook der Unionsparteien. Um eine »Kehrtwende« handele es sich dabei nicht, auch mit der Landtagswahl habe Ihr neues Atomgefühl nichts zu tun. Aus sich selbst heraus – so kam wohl schon Ihr Verlangen nach längeren Laufzeiten für die Reaktoren zustande, mit Wünschen der Energiekonzerne hing es selbstverständlich nicht zusammen. Und was Sie tun, falls Sie etwa wieder Ministerpräsident werden, wird sich ergeben, aufs neue aus sich selbst heraus.