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Über den Mord an Siegfried Buback  (Heinrich Hannover)

Michael Buback, der Sohn des 1977 ermordeten Generalbundesanwalts Siegfried Buback, hat ein drittes Buch über den Mord an seinem Vater geschrieben. Dieses »Der General muss weg« betitelte Buch befasst sich mit dem Prozess gegen die als Mittäterin des Attentats Angeklagte Verena Becker, der am 30. September 2010 vor einem Strafsenat des Oberlandesgerichts Stuttgart im Mehrzweckgebäude der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim begann und mit Urteil vom 6. Juli 2012 endete. Michael Buback, der als Nebenkläger auftrat, wurde von seiner Frau begleitet, die einige Kapitel zu dem Buch beitrug. Darin beschreibt sie ihre Eindrücke vom Prozessgeschehen anschaulich und kritisch. Von Michael Buback erfahren wir einleitend einiges über das Leben und den gewaltsamen Tod seines Vaters. Und dann folgt eine Schilderung der Hauptverhandlung, deren Details einem stellenweise den Atem verschlagen. Man erlebt Auftritte eines Bundesanwalts, der jeden Respekt vor der Persönlichkeit des Nebenklägers vermissen lässt und ungehobelte Umgangsformen praktiziert, wie sie sich in der Ära Rebmann bei der Bundesanwaltschaft eingebürgert haben. Das Verhalten des Bundesanwalts lässt in peinlicher Weise erkennen, dass er den Hochmut des studierten Juristen gegenüber einem Nichtjuristen (Michael Buback war Professor für Technische und Makromolekulare Chemie an der Universität Göttingen) ausspielt und dessen überaus gründliche Recherchen, Akten- und Sachkenntnisse herabwürdigt.

 

Es wird allzu deutlich, dass es der Bundesanwaltschaft darum ging, alle Zeugenaussagen und Sachbeweise zu ignorieren oder zu bagatellisieren, die dafür sprechen, dass Verena Becker auf dem Täter-Motorrad gesessen und die tödlichen Schüsse auf den Generalbundesanwalt und dessen Begleiter abgegeben hat. Es entsteht der Eindruck, dass eine schützende Hand über Verena Becker gebreitet wird, um ihre Zusammenarbeit mit einer staatlichen Instanz zu decken.

 

Michael Buback war offensichtlich bemüht, die Mordtat mit gewissenhafter Objektivität aufzuklären, die sich deutlich von der dem Schutz von Verena Becker dienenden Parteinahme der Bundesanwaltschaft unterschied. Das hat wohl dazu beigetragen, dass Buback Details der Beweisaufnahme mit penibler Genauigkeit wiedergegeben hat, was die Lesbarkeit des Buches erschwert. Es wäre schade, wenn das dazu führen würde, dass einige Höhepunkte des Buches übersehen werden. Das gilt zum Beispiel für die nur kurz erwähnte Begegnung mit Verena Becker bei einer Zugfahrt. Wie verhält sich einer, der überraschend eine Person trifft, die mutmaßlich seinen Vater ermordet hat? Michael Buback bot ihr ein Gespräch an, was sie mit »ich weiß, ich weiß« zurückwies. Ich dachte: So war auch Siegfried Buback, jederzeit bereit, auch mit Feinden zu sprechen. Ich erinnere mich an eine Podiumsdiskussion bei einer SPD-Veranstaltung in einem großen überfüllten Saal in Frankfurt, bei der außer Buback und mir ein Bundestagsabgeordneter der SPD und ein Spiegel-Redakteur über politische Justiz diskutierten. Uns erwartete ein aufmüpfiges Publikum, das schon die für uns vorgesehenen Stühle besetzt hatte, so dass wir mit baumelnden Beinen auf dem Tisch Platz nehmen mussten. Das hätte nicht jeder Generalbundesanwalt mitgemacht. Und er hielt auch Stand, als aus dem Publikum unqualifizierte Zurufe kamen, gegen die wir uns gemeinsam wehrten.

 

Siegfried Buback war ein Mann, für den ich immer große Hochachtung und Sympathie empfunden habe. Ich verstehe, dass sein Sohn nicht aufhört, für die Aufklärung der Mordtat zu kämpfen, auch wenn das bestimmtem Staatsdienern missfällt.

 

 

Michael Buback/Elisabeth Buback: »Der General muss weg! Siegfried Buback, die RAF und der Staat«, Osburg Verlag, 404 Seiten, 26 €