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Titel1011

Der nächste Feldzug?  (Arno Klönne)

Obama gegen Osama – per Kopfschuß hat der gewaltstärkste Staat der Welt das Duell mit dem virtuellen »Führer des globalen Terrorismus« für sich entschieden; 55 zu 45 Prozent hätten die Chancen dabei gestanden, sagte der Präsident in Washington. Der entscheidende Schlag sei nun getan, triumphierten seine Administratoren – und riefen im gleichen Atemzuge dazu auf, den Kampf gegen Terroristen nun noch energischer zu führen, überall seien lauernde Attentäter zu entdecken. Weiß die Supermachtzentrale selbst nicht, wie sie die Lage einschätzen soll? In ihren öffentlichen Auftritten wirkte vieles chaotisch und widersprüchlich, wenig durchdacht in der Inszenierung des »grandiosen Sieges« über das »Monster«, dessen Leiche hastig im Meer versenkt wurde. Ungeschickt auch die postume Vorführung von Videos, in denen der »Oberterrorist« recht armselig und fast greisenhaft sich in Bilder aus seiner Vergangenheit vertiefte, fernab von allen Hightech-Aktivitäten. Offenbar galt die »Kill mission« einem Ruheständler. Zweifellos war sie im beginnenden Wahlkampf um das Präsidentenamt zweckmäßig terminiert, aber der Ruhm, den Obama daraus ziehen kann, wird vermutlich nicht lange genug haltbar sein; die wirtschaftlichen Sorgen der USA sind so nicht zu verdrängen.

Was kann dann der tiefere Sinn des Spektakels sein? Dessen realpolitischer Effekt besteht darin, daß die Spannungen zwischen der Supermachtzentrale und den Machteliten in Pakistan massiv gesteigert wurden. Möglicherweise liegt dies im geostrategischen Interesse Washingtons. Das atomgerüstete Pakistan als ein Staat, in dem Terroristen gehegt und gepflegt werden – mit einer solchen Anklage werden gewalttätige Eingriffe, sogenannte systemwechselnde Operationen psychologisch vorbereitet.